RPR1
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Reingeht's in die zweite Stunde von meiner Abenteuer-Spezial. Heute am Ostermontag, England. Wanderer Stefan Ott ist auf dem Heimweg und hat das Mikrofon an Margot Flügel-Anhalt übergeben.
Sie ist aus Hessen angereist, um ihre Reisehighlights zu erzählen. Nicht nur, dass sie mit einem Mercedes von Hessen bis nach Südasien gefahren ist in 83 Tagen. Nein, sie hat vorher auch schon eine große Reise mit ihrem Motorrad gemacht.
Tolle Frau, freut euch auf ihre Geschichte. Bei diesen Geschichten hält die Welt den Atem an. RPR 1 – Mein Abenteuer mit Rainer Meutsch.
Die Margot ist hier, hallo Margot. Hi. Hi Margot, ich hatte in deiner Biografie gesehen, dass du Theaterpädagogin bist.
Was ist das denn? Ja, ich hatte das große Glück während meiner Ausbildung zur Sozialpädagogin in Berlin an der Hochschule der Künste eine Qualifizierungsmaßnahme für Sozialpädagogen machen zu können. Das heißt Theaterpädagogik für Menschen mit Beeinträchtigung und natürlich auch für Menschen ohne Beeinträchtigung. Aber speziell diese Personengruppe haben wir dann auch unterrichtet.
Das war damals, kurz nachdem die Mauer aufgemacht hat. Und mein erster Einsatz war dann in Kleinmachnow bei einer Gruppe von behinderten Menschen, die jahrelang in den Kellern eines Behindertenheimes untergebracht worden sind, während der Zeit der geschlossenen Grenzen. Und als wir kamen in einem kleinen Team, um mit ihnen zu arbeiten, waren wir die ersten anderen Menschen, die sie nach vielen Jahren gesehen haben.
Das war sehr spannend und auch sehr berührend. Und du bringst heute auch jungen Menschen bei, wie man auf der Bühne zu stehen hat. Genau, das macht großen Spaß, weil es sowas bisschen hat von Modellieren.
Gehört ganz viel Vertrauen dazu und natürlich Freude am sich zeigen. Ja, und das wollen wir heute auch mal machen. Wir zeigen jetzt was, beziehungsweise wir hören etwas, nämlich deine Lebensgeschichte.
Du bist aufgewachsen in Hessen? Ich komme aus Baden-Württemberg, Tuttlingen an der Donau. Und bin dort mit 18 Jahren weggezogen, um zu studieren nach Freiburg. Habe ein Jahr lang in Marokko, in Casablanca gelebt.
Und bin dann nach Berlin, überwiegend Kreuzberg, um dort weiter zu studieren. Und nach 17 Jahren habe ich mich entschieden, mit der Familie wieder aufs Land zu ziehen, nach Nordhessen und dort bin ich heute noch. Aber es zieht dich auch immer wieder in die Ferne, unter anderem mit dem Motorrad Richtung Asien.
Wie bist du darauf gekommen? Das ist eine längere Geschichte, die ich in meinem Buch über Grenzen sehr ausführlich beschreibe. Aber ich mache es ganz kurz. Ich bin von 2007 an viele Kilometer zu Fuß Richtung Westen gewandert, auf den Jakobswegen von Eisenach bis Santiago de Compostela.
Und dann kommst du ans Meer nach 3000 Kilometern und ich wollte einfach weitergehen. Und von einer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Ulaanbaatar in der Mongolei habe ich wahrgenommen, dass Russland doch recht viel größer ist und weiter. Und ich wollte dann eigentlich mit einem Muli durch Russland wandern.
Dieses Muli wollte ich mir bei der Gebirgsjäger-Division in Bad Reichenhall besorgen. Die haben dort eine Abteilung Tragetierwesen, fanden aber meine Idee mit einem Muli in Russland einzumarschieren schwierig und wollten mir auch keins abgeben. Und dann hat mein Sohn, der jüngere, der auch Motorradfahrer ist, die Idee gehabt, wir besorgen dir eine kleine 125er, da legst du ein Feld drauf, das sieht aus wie ein Muli und damit kannst du Richtung Osten.
Dann hast du das gemacht. Eine unglaubliche Geschichte. Oma ist sie auch noch obendrein und dann mit dem Motorrad ohne Schein darüber.
Aber ich glaube mit so einem alten Lappen kann man da noch mitfahren. Ja, mir erlaubt der alte graue Lappen die 125er zu fahren, was nicht heißt, dass ich fahren konnte. Bist du ein paar Mal umgefallen? Genau, ich bin mehrfach umgefallen.
Insbesondere konnte ich natürlich überhaupt nicht Offroad, obwohl die kleine Honda als Enduro eine Dualsportmaschine ist, die sowohl Gelände als auch Straße kann. Aber ich konnte es nicht und am Kyzyladpass auf über 4000 Metern Höhe in Eis und Schlamm und Schnee war das dann doch eine recht große Herausforderung für die Maschine und mich. Ich schlage vor, wir wechseln gleich das Gefährt, damit es für dich ein bisschen bequemer wird.
Margot Flügel-Anhalt ist mein Gast heute an Ostermontag und nachdem sie sich eben mit dem Motorrad schwer getan hat, gehen wir jetzt auf einen 25 Jahre alten Mercedes. Was war das genau für ein Auto, mit dem du nach Asien reisen wolltest von Hessen aus? Ein Mercedes-Benz C 180, Baujahr 1995, Benzin und LPG. Wenig Technik, wenig Elektrik und das machte ihn auch reparierbar unterwegs in Nordostindien.
Ja, also du bist immer von Hessen aus, entweder zu Fuß Richtung Jakobsweg, von Hessen aus mit dem Motorrad nach Asien, jetzt mit dem Mercedes los und hattest keinen Pass bei. Bei dieser Reise mit dem Benz, einfach abgefahren heißt diese Reise im Film und Buch, hatte ich tatsächlich den Pass in Berlin gelassen bei der Visa Agentur. Die haben mir erzählt, sie könnten mir das Pakistan Visum besorgen und wollten mir den Reisepass dann nachschicken.
Als das Filmteam diesem Päckchen aber ein Adapter beigelegt hat für ein Mikrofon, ist das ganze Paket beim Zoll in Istanbul liegen geblieben und ich musste viele Tage warten, bis das mir dann ausgehändigt worden ist und ich meinen Pass wieder in den Händen hatte. Wie kommt man dann über eine Grenze ohne Pass? Bis Türkei kein Problem. Also mit Personalausweis.
Und dann Türkei, dann hattest du aber keinen, wie kamst du da rein? Genau, Türkei geht auch mit Personalausweis für uns. Aber dann reisen wir jetzt weiter durch den, durch welchen Staat? Iran. Oh, du als Frau alleine im Iran.
Also Iran hatte ich ein Visum, das war aber aufgrund der langen Warterei auf den Reisepass abgelaufen und mein erster Versuch im Iran einzureisen ist dann gescheitert, weil der Kerl kein Schmiergeld annehmen wollte und ich musste zurück nach Erzurum und mir beim iranischen Konsulat ein neues Visum beantragen und konnte dann endgültig einreisen. Und wie gesagt, es ist tatsächlich so, obwohl der Iran die eigenen Frauen durchaus unterdrückt und ihnen wenig Rechte einräumt, als ausländische Frau, wenn man sich an die Regeln hält, seine Haare bedeckt und entsprechend knielange Bekleidung trägt, kann man da alleine reisen ohne in irgendeiner Weise beeinträchtigt zu werden. Hast du dich jederzeit sicher gefühlt im Iran? Sicherer als in Berlin am Hauptbahnhof.
Wir reisen weiter und dann kamen auf einmal die Militäreskorten. Gerade in Pakistan bist du ja ziemlich bewacht worden auf deiner Strecke. Das Auswärtige Amt rät davon ab, durch Beluchistan zu fahren.
Das ist die Provinz in Pakistan zwischen Iran und Afghanistan. Hauptstadt ist Quetta, eine Hochburg der Taliban nach wie vor. Und diese Strecke kann man nur mit bewaffneten Eskorten reisen, wenn man mit eigenem Fahrzeug einreist.
Die heißen Levis sitzen dann neben dir im Benz mit einer geladenen Kalaschnikow. Das ist schon ein interessantes Abenteuer, aber ich wusste, dass die letzten Entführungen von Touristen sehr lange zurücklagen, sodass es höchstens hätte passieren können, dass ich einem selbstmorderten Täter zum Opfer fallen könnte. Aber das passiert in Berlin und Paris ähnlich.
Und deswegen fühlte ich mich eigentlich relativ sicher. Aber man fährt mit Gottvertrauen. Das sollte man dringend mitnehmen.
Wie unterhält man sich denn da mit solchen Soldaten, Militärpolizisten, die dich begleiten? Unterhalten kann man versuchen in Englisch oder mit einfach gestikulieren zeigen oder zur Not geht auch der Google-Übersetzer. Wo hast du übernachtet auf deiner Strecke Richtung Laos? Ich habe in Unterkünften übernachtet, die direkt an der Straße sind. Es waren nie Fünf-Sterne-Hotels und die Bettwäsche war nicht immer sauber.
Mehrmals benutzt, spart Geld, ist also umweltfreundlich. Am Ostermontag nehmen wir euch auf eine große Reise mit. Wir sind unterwegs mit Margot Flügel-Anhalt.
In 84 Tagen geht es mit ihr in einem alten Mercedes-Benz von Hessen bis nach Laos. 18.000 Kilometer wird die Reise dauern und wir sind noch lange nicht am Ziel. Also schnell noch einen Ostereischelden anschnallen und gleich geht es weiter.
RPA 1 – Mein Abenteuer mit Rainer Meutsch. Margot Flügel-Anhalt aus Sontra-Turm-Hossbach, das kennt man. In Nordhessen liegt es, gell.
Ist unterwegs mit einem 25 Jahre alten Mercedes auf dem Weg nach Laos. Warum musste es eigentlich Laos sein? Es hätte doch auch Myanmar gereicht. Also ich hatte drei Monate Zeit.
Als rechtliche Betreuerin wollen mir die Richter der Betreuungsgerichte im Moment noch nicht mehr Zeit einräumen. Ich bin immer noch selbstständig tätig als rechtliche Betreuerin und so lange habe ich Ersatz für meine Betreuten. Und hatte also diese zeitliche Einschränkung von drei Monaten.
Und ich wollte versuchen, so weit wie möglich da zu kommen. Ziel war eigentlich Thailand. Und ich wollte dann durch den Dschungel mit einem gemieteten Motorrad nach Laos reisen.
Weiterreisen, weil ich dort bei einer Reise mit meinem Sohn gesehen habe, dass durch den Dschungel eine Gruppe von Motorradfahrern von Thailand rübergemacht hat. Und ich wollte diesen Weg finden. Das ist alles ein bisschen anders gekommen.
Wegen verschiedener Grenzprobleme und Visaprobleme bin ich später in Laos angekommen oder in Thailand angekommen als geplant. Es gab ja auch schon mal gewalttätige Demonstrationen auf deiner Reise. Ist ja nicht alles planmäßig, wo du gar nicht mit gerechnet hast, was war denn da passiert? Tatsächlich waren zu dem Zeitpunkt, als ich im Iran im November unterwegs war, die Benzinpreiserhöhungen, was dazu geführt hat, dass die einfachen iranischen Bürger selbst Grundnahrungsmittel nicht mehr ausreichend bezahlen können.
Und die Menschen gingen dann auf die Straße. Diese Proteste wurden gewalttätig von beiden Seiten und es gab viele Tote auf beiden Seiten. Und ich sollte da zu diesem Zeitpunkt das Hotel eigentlich nicht mehr verlassen und vor allem die Innenstädte meiden.
In Myanmar konntest du eigentlich da bedenkenlos einreisen. Mittlerweile ist das ja eine Katastrophe dort. Also Myanmar war zu diesem Zeitpunkt noch kein Militärputsch.
Ich konnte also mit einem Guide reisen, den ich allerdings zwingend mit mir im Auto unterbringen musste. Und dieser Guide stand in ständigem Telefonkontakt mit der Polizei, die also mich auf diese Weise auf Schritte und Tritt kontrolliert haben. Konntest du denn die Sehenswürdigkeiten Myanmar, zum Beispiel Bagan, das ist das Tal der tausend Pagoden, konntest du dir das anschauen? In Begleitung des Guides konnte ich überall hin, wo er mit mir hin durfte.
Hat er auch abends mit dir zu Abend gegessen? Jawohl, hat. Geflüchtet, gegessen. Genau, wir haben also im selben Hotel übernachtet, wir haben zusammen gegessen.
Er war eigentlich permanent als Schatten an meiner Seite. Ich hätte ja auch nirgendwo anders unterkommen können, weil die Unterbringung für Leute, die durch Myanmar reisen, Ausländer, steht fest. Musstest du ihn extra bezahlen? Tausend Euro.
Boah, für wie lange? Ich habe die kürzestmögliche Zeitspanne gewählt, das waren fünf Tage durchfahren durch Myanmar und für diese Zeit kostete es 1000 Euro. Ja und dann ging es immer weiter Richtung Thailand und Laos. Nun, Laos ist ja auch so ein bisschen kommunistisch, sozialistisch, die Einreise war ohne Probleme möglich? Also an den Grenzen waren überall die gleichen Prozeduren.
Man muss die Papiere haben, die Visa, die Ausweise müssen ausreichend lange gültig sein. Man braucht das Carnet de Passage für ein eigenes Kfz, mit dem man einreisen möchte und für die Tage, an denen man eine Grenze passiert, sollte man nichts anderes einplanen, weil das kann durchaus schon mal Stunden dauern. Wir sind auf dem Weg nach Laos mit Margot Flügel-Anhalt.
Ein Talk bleibt uns noch, um das Ziel zu erreichen, aber es wird bestimmt noch was passieren. Sie ist schon weit gereist. Unsere Margot hat Bücher geschrieben, unter anderem das im Dumont Verlag erschienene Übergrenzen.
Es sind schon so gut wie Bestseller beim Ulstein Verlag erschienen, einfach abgefahren. Es gibt einen Film im Kino, hast du selbst gedreht oder hast du jemanden dabei gehabt, der dir geholfen hat? Ich bin ausgestattet worden von zwei Freunden, die ich als mein Filmteam bezeichne. Zwei Freunde vom Jungen Theater, die medienaffin sind.
Bin ich ausgestattet worden mit GoPro, Osmo und meinem eigenen Handy. Zweimal auf jeder Reise über Grenzen und einfach abgefahren kamen die beiden Männer unterwegs zu mir, jeweils wenige Tage, also insgesamt jeweils zwei Wochen, um dann mit ihrer Ausrüstung, mit ihrer größeren Ausrüstung, insbesondere mich und Landschaften zu filmen. Und aus diesem vielfältigen Filmmaterial sind die beiden Filme Übergrenzen und einfach abgefahren entstanden.
Ist eigentlich darin auch gefilmt worden, dass obwohl es ein Mercedes ist, die Bremse versagt hat? Ja, das habe ich aber selbst gefilmt, da war ich alleine, das war in Nordostindien. Also der Moment des Unfalls, als die Bremse nicht mehr gebremst hat, den habe ich nicht gefilmt, aber den Reparaturversuch in der Werkstatt anschließend, den habe ich durchaus mitgebracht und der erfindet auch im Film einen schönen Platz. Und als die Bremse versagte, gegen was bist du dann gefahren? Also tatsächlich hatte ich da großes Glück, ich wollte einen Lastwagen auf einer Landstraße überholen und dann kam mir in einer Kurve ein anderer Lastwagen entgegen und ich stellte fest, das wird eng zwischen den beiden Lastwagen und wollte bremsen, um mich zurückfallen zu lassen.
Und das war der Moment, wo ich festgestellt habe, dass keinerlei Bremswirkung mehr vorhanden ist, weil die Bremsflüssigkeit ausgelaufen war. Und da habe ich gewusst, das wird nicht funktionieren. Aber das Einzige, was passiert ist, war, dass der Außenspiegel abgerissen worden ist vom entgegenkommenden Lastwagen.
Da hast du aber wirklich Glück gehabt, meine liebe Margot. Das hätte auch schlimmer ausgehen können. Nun kommen wir in Laos an.
Wie viele Tage bist du dort noch geblieben? Eine Woche noch oder zehn Tage insgesamt in Laos, bis ich dann mich wieder auf den Heimweg machte. Das Auto hast du aber nicht mitgenommen, sondern das hast du verkauft oder verschenkt? Genau. Das Auto, beziehungsweise vor allem die Bremsen waren in einem Zustand, in dem ich es hätte in Deutschland nicht mehr durch den TÜV gebracht.
Oder ich hätte eine sehr aufwendige Reparatur nochmal in Kauf nehmen müssen. Ich habe mich also auf die Suche gemacht und gefunden, dass ich den alten Benz an eine Bücherei in Luang Prabang als Spende abgeben kann. Und habe denen dann einen Link geschickt, wo sie günstige Ersatzteile bekommen, um den wieder fahrbereit zu machen.
Du bist einfach ein guter Mensch. Was ist denn das Resümee der Reise? Ja, das Resümee ist, die Welt ist wunderschön und die Menschen sind gut. Das war kurz und knapp.
Die Politiker, die versauen oftmals Menschen, gell? Die Politiker und politisch interessierte, machtinteressierte Menschen, ja. Das lassen wir mal so stehen. Vielleicht hört ja jemand von denen zu und nimmt es sich zu Herzen.
Hier noch ein Hinweis auf deine Bücher über Grenzen und einfach abgefahren. Danke, dass du da warst, meine liebe Margot. Komm gut heim.
Gerne. So, eine Stunde bleibt uns noch in meiner Abenteuer Spezial und mein nächster Gast hat während seines Abenteuers ziemlich viele Kalorien verbraucht. Mehr will ich überhaupt noch nicht verraten.
(Transkribiert von TurboScribe.ai. Upgrade auf Unbegrenzt, um diese Nachricht zu entfernen.)